- Strafe
- 1. Besser offene Strafe als falsche Feindschaft.Schwed.: Oppen bart straff är bättre än skrymtad wärskap. (Grubb, 648.)2. De Schtrôw äs lum, awer se erlangt int doch. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 636.3. Dein straff vnd lehr ist gantz ein wicht, hastu dabei die wercke nicht.Lat.: Dogma tuum sordet, cum te tua culpa remordet. (Loci comm., 65.)4. Die Strafe bleibt nicht aus.Lat.: Repetit Deus nocentem. (Seybold, 427.)5. Die Strafe folgt dem Verbrechen auf dem Fusse nach.Engl.: Judgement treads on the heels of wicked ness.6. Die Strafe kommt oft langsam, aber sie kommt (scharf, hart).Böhm.: Pokuta nebud' pomstou, ale zlým uzdou. (Čelakovský, 356.)Holl.: De straf is wel kreupel, maar komt toch. (Harrebomée, II, 312a.)It.: La pena è zoppa, ma pur arriva. (Pazzaglia,276, 2.)Poln.: Karanie niema być pomsta, ale zlości hamulec. (Čelakovský, 356.)Schwed.: Straff kommer ofta långsamt, men strängt. (Grubb, 765.)7. Die Strafe soll nicht grösser sein als die Schuld.Lat.: Ne major poena, quam culpa, sit. (Cicero.) (Binder II, 2000.)8. Die straff bleibt vmb die sünd nit auss. – Franck, I, 52b.9. Die straff, die du hast verschuld, soltu auffnemmen mit gedult.Lat.: Quam pateris digne, poenam patiare benigne. (Loci comm., 164.)10. Drey straffen verdient Rom: die Pestilentz, den krieg vnd thewre Zeit. – Zinkgref, IV, 228.11. Eines straffe schrecket viel. – Petri, II, 227.Dän.: Hvad som skeer een til straf, skeer andre til exempel. (Prov. dan., 504.)12. Es entgeht einer offt der Straff, aber dem bösen Gewissen nicht. – Lehmann, 311, 5.13. Et äs nôch Nimest der Schtrôw entwascht. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 636a.14. Gelinde Strafe fördert die That. (S. ⇨ Gelindigkeit 5.)15. Je langsamer die Strafe, je schwerer.Lat.: Si qua venit sero, magna ruina venit. (Properz.) (Binder I, 1655; II, 3128; Kruse, 1050; Seybold, 567; Philippi, II, 190.)16. Je schneller straff, je grösser gnad. – Henisch, 1699, 68.17. Keine Strafe, keine Furcht.18. Man kann wol der Strafe entgehen, aber nicht dem Gewissen. – Broma, II, 5; Körte, 2150; Simrock, 3625; Braun, I, 803.Die Russen: Man kann wol der Knute entfliehen, aber nicht dem Gewissen. (Altmann VI, 423.)Dän.: Man und gaaer ofte straffen, men ikke en ond sam vittighed. (Prov. dan., 488.)Lat.: Poena potest demi, culpa perennis erit. (Gaal, 721.) – Tutum quis habuit, nemo securum scelus. (Philippi, II, 229.)19. Niemand soll zwei Strafen zahlen in Einer Sache. – Graf, 314, 221.Altfries.: Nymmen aegh neen twyn pinna to tyelden ner to hebben fan eenre seeck. (Hettema, LXII, 10, 200.)20. Oeffentliche Straff ist besser, denn heimliche Liebe. – Petri, II, 502.Schwed.: Bättre sargas aff sin vän, än kyssas sin owän. – Bättre straffa än klaffa. (Grubb, 71 u. 767.)21. Ohne Strafe keine Besserung.Lat.: Impunitatis spes, est maxima illecebra peccandi. (Philippi, I, 190.)22. Senfte oder susse straff wirt gern schertig. – Hofmann, 27, 5.23. Strafe bessert das Kind, wie das Korn der Wind.Frz.: Avec le veut on nétoye le froment et vice avec suplice et chastiment. (Leroux, I, 49.)24. Strafe bessert den einen und schrekt den andern.Die Araber sagen: Strafe macht kein Unrecht gut aber sie verhindert hundert andere. (Cahier, 2226.)Böhm.: Trest puštĕn na jednoho, strach na všecky. – Trestání jednoho, skrotí desáteho. (Čelakovský, 357.)Poln.: Karanie jednejo, uskromni dziesiątego. – Na jednejo kara, a postrach na wszystkich. (Čelakovský, 357.)25. Strafe bricht (schlägt) kein Bein entzwei.Böhm.: Potrestání neb domluva žádnému hlavy neprorazí. (Čelakovský, 357.)26. Strafe im Zorn kennt weder Mass noch Ziel. – Simrock, 9948.27. Strafe ist eine harte Nuss, die, wer sündigt knacken muss.Holl.: Straf is een bitter geneesmittel. (Harrebomée, II, 312b.)28. Strafe kommt oft spät ins Haus, aber selten bleibt sie aus.Schwed.: Straffet går seent men kommer geent. (Grubb, 766.)29. Strafe maut sin, sach de Magister, dâ frat he den Jungen 'et Bueter af. (S. ⇨ Ordnung 28-33.) (Iserlohn.) – Woeste, 63, 26; Firmenich, III, 185, 20; Hoefer, 858a; für Holstein: Diermissen, 246.30. Strafe muss nicht nur sind, sondern auch sein, sagt der Berliner. – Schles. Zeitung, 1871, Nr. 509.31. Strafe muss sein.Sehr vielseitig, ernst und scherzhaft gebraucht.32. Strafe muss sein, doch soll Barmherzigkeit vorgehen. – Petri, II, 542.33. Strafe muss sein, sagt der Kürschner, und peitscht die Katze mit einem Strohhalm. – Frischbier2, 3651.34. Strafe muss sein, sagte der Schulmeister, und nahm dem Jungen Butterbrot und Wurst. (Oberlausitz.)35. Strafe muss sein, see de Muns Poppen, dô êt he de Kinner de Botterbröde up. (Ostfries.) – Bueren, 1069; Hoefer, 850.36. Strafe mutt sîn, sä Schôlmêster Popp, do êt he den Kinnern de Botterbröde op. – Petri, 229.37. Strafe schändet nicht, aber Missethat.Holl.: Niet de straf, maar het mirdrijf onteert. (Harrebomée, II, 312a.)38. Strafe soll bessern, aber nicht schmähen.Lat.: Reprehensio calumnia vocare debet. (Seybold, 527.)39. Strafe soll sein wie Salat, der mehr Oel als als Essig hat. – Eiselein, 581.Dän.: Straf skal være lægedom ikke ødeleggelse. (Prov. dan., 534.)It.: Il troppo castigare fa spesso poggiorare. (Pazzaglia, 51, 3.)40. Strafe trifft den Schuldigen.41. Strafe um Sünde bleibt nicht aus. – Körte, 5754; Körte2, 7200; Simrock, 9940.Lat.: Culpam poena premit comes. – Malum virum vel mus mordet. (Masson, 322.)42. Strafen, die man hat verschuld't, muss man leiden mit Geduld.43. Strafen sind auch eine Gabe Gottes.Böhm.: Káry jsou boží dary: ale zlé, když bijí a nidají plakati. (Čelakovský, 357.)44. Straff ist der Laster Purgantz. – Lehmann, 726, 1; Wirth, II, 428.45. Straff soll die bösen schrecken, die frommen sichern. – Lehmann, 727, 9.Böhm.: Pomsta i na chromém dojede. (Čelakovský, 354.)Dän.: Straf skal forskrekke de onde forsikkre de fromme. (Prov. dan., 534.)Lat.: Unum qui castigat, centum emendat. (Seybold, 651.)Poln.: Pomsta boźa (kara) dojedzie i na chromém. (Čelakovský, 354.)Schwed.: Ook körer på owaan swijn. – Straff och twang håller odygd inne. – Straffet skrämmer skalkan. (Grubb, 610.)46. Unverschuldete Strafe thut wehe.Lat.: Quae venit indigne poena, dolenda venit. (Seybold, 471.)47. Verdiente Strafe muss man geduldig tragen.Holl.: Verdiende straf moet men met geduld dregen. (Harrebomée, II, 312b.)48. Verzögerte Strafe trifft um so schärfer.49. Wann kain straffe were, so fresse ain mensch das ander. – Agricola II, 68.Dän.: Var ei ave, da gik verden af lave. (Prov. dan., 40.)Schwed.: Om åskian icke wore, så hade man ingen fred för småtroll. (Grubb, 613.)50. Was Strafen sind, die muss man leiden. – Eiselein, 581; Simrock, 9941.51. Wen die Strafe trifft, der hat auch die Kosten.Böhm.: Komu kárá, tomu i vina. (Čelakovský,350.)52. Wenn die Straff reiff ist, so muss sich der Mörder selbst verrahten. – Petri, II, 641.53. Wenn kein Straff wer, so könt einer wol nicht den Koel im Topff behalten. – Petri, II, 660.54. Wer nicht an die Strafe (denkt) glaubt, sündigt leicht.Lat.: Maxima illecebra est peccandi impunitatis spes. (Egeria, 132.)55. Wer Strafe um Diebheit leidet, der bleibt rechtlos. – Graf, 342, 369.Also auch ehrlos, ohne dass, wie bei gewissen andern Verbrechen, die Ehrlosigkeit durch Nasen- und Ohrenabschneiden bemerkt wurde. Der Diebstahl war bei den alten Deutschen ausserordentlich verachtet. (S. ⇨ Stehlen 54.)Mhd.: Swer buze lidet umbe diupheit, der belibet rehtlos. (Schwabenspiegel, 148.)Frz.: La peine du fouet infame. (Loysel, II, 835.)56. Wer Strafe verdient hat, muss die Strafe leiden.It.: Chi ha meritato il castigo lo soffra con patienza. (Pazzaglia, 48, 7.)57. Wer verachtet Straf' und Zucht, hat selten gute Frucht.Schwed.: Agelös lefwer, ärelös dör. (Grubb, 10.)58. Wo kein Straff, da ist kein Ehr; wo kein Ehr, da ist kein Lehr; wo kein Lehr, da ist kein Recht. – Henisch, 817, 11.»Der Herr gilt weniger denn der Knecht, biss das alles gehet durch ein hauffen, gleich wie die Sew zum thor einlauffen.« (Froschm., I.i.iiii.)59. Wo kein Straff, da kein Zucht; wo kein Zucht, da kein Ehr; wo kein Ehr, da ist kein Gut mehr. – Petri, II, 807.60. Wo man nicht findet der straff Exempel, da wird veracht Rathhauss und Tempel. – Froschm., Kk.61. Wo Strafe da, Liebe.62. Wo Strafe, da Zucht, wo Freude, da Frucht1. – Eiselein, 581; Simrock, 9939.1) Bei Richard (391, 7) heisst es: Gut statt Frucht.63. Wol dem, der jhme läst eines andern Straffe ein warnung seyn. – Lehmann, II, 858, 462.64. Ziemlich Straff bringt kein sorglich Geschrey. – Petri, II, 821.65. Zu viel Strafe bösert wol, bessert aber nicht.Böhm.: Častá kázen málo způsobi, a přísna vrchnost hanobí. (Čelakovský, 356.)Poln.: Karanie częstę niepożyteczne; srogie zwierz-chność hidzi. (Čelakovský, 356.)*66. Für gnädige Strafe danken.Wenn ehemals der Gutsherr seine Unterthanen aushauen liess oder das Geschäft selbst besorgte, musste der Gezüchtigte sagen: Ich danke für gnädige Strafe. Jetzt wird die Redensart angewandt, wenn man beim Kartenspiel verloren oder sonst Schaden erlitten hat.Böhm.: Kdo kárá, ten miluje. (Čelakovský, 409.)[Zusätze und Ergänzungen]67. Die Straf' ist gut, wenn der Apfel bei der Ruth.68. Die straff hinckt allweg dem Sünder hinden auff den gespur nach. – Aventin, LIIIb.69. Strafe macht nichts ungeschehen, aber sie lehrt auf die Gesetze sehen.70. Wäre keine Strafe, so wäre kein Mass.Poln.: Zeby niebyło kary, niebyłoby miary. (Frischbier, 4313.)
Deutsches Sprichwörter-Lexikon . 2015.